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Wie zählt man Tote?

Meldungen von Todeszahlen sind nur ein Hinweis für den Umfang der Zerstörungen, die Kriege anrichten. Die Zahl der Verletzten und Traumatisierten ist um ein Vielfaches größer, wäre aber noch schwieriger zu bestimmen. Und noch komplexer wäre es, alle bleibenden Schäden der Biosphäre durch moderne Kriegsführung zu beurteilen.

Nie wieder Krieg! Käthe Kollwitz 1924

Ob jemand gestorben ist oder nicht, erscheint theoretisch noch relativ einfach zu sein. Allerdings veröffentlicht jede Kriegspartei politisch gefärbte Meldedaten. Zum Beispiel zu den Gefallenen des Feindes, und sie verschweigt (wenn irgend möglich) eigene Verluste und die „Kollateralschäden“ bei den Unbeteiligten. Im medial geführten Krieg sind auch die Todeszahlen wirksame Waffen.

In der medizinischen Fachzeitschrift wurde (am Beispiel Gaza) versucht, die verfügbaren Daten zu analysieren und zu bewerten:

„In den jüngsten Konflikten sind die indirekten Todesfälle drei- bis fünfmal so hoch wie die Zahl der direkten Todesfälle. Wendet man eine konservative Schätzung von vier indirekten Todesfällen pro direktem Todesfall auf die 37.396 gemeldeten Todesfälle an, so ist es nicht unplausibel zu schätzen, dass bis zu 186.000 oder sogar mehr Todesfälle auf den aktuellen Konflikt in Gaza zurückzuführen sein könnten.

Legt man die Bevölkerungsschätzung für den Gazastreifen im Jahr 2022 von 2.375.259 zugrunde, so entspräche dies 7,9 % der Gesamtbevölkerung im Gazastreifen.

Ein Bericht vom 7. Februar 2024, zu dem Zeitpunkt, als die direkte Zahl der Todesopfer 28.000 betrug, schätzte, dass es ohne einen Waffenstillstand bis zum 6. August 2024 zwischen 58.260 Toten (ohne Epidemie oder Eskalation) und 85.750 Todesfällen geben würde (wenn beides eintritt)“

Übersetztes Zitat: Khatib R et.al.: Counting the dead in Gaza: difficult but essential, Lancet 05.07.2024

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Letzte Aktualisierung: 13.07.2024